Seit der Geburtsstunde der abendländischen Philosophie an der Küste Kleinasiens bis heute beschäftigt sich die Ethik mit der grundlegenden Frage „Was soll ich tun?“ oder „Welches Handeln ist moralisch richtig?“. Diese Frage mutet schlichtweg an und ist zutiefst moralischer Natur. Die Frage bestimmt den Inhalt des Ethikunterrichts in vielfältiger Weise und hat nicht nur das Individuum selbst, sondern auch die Mitmenschen und die Natur zum Gegenstand der Betrachtung.
Im konkreten Fall könnte sie lauten:
- Muss man auch dann die Wahrheit sagen, wenn man jemandem dadurch schadet?
- Wie soll man sich in Konfliktsituationen verhalten?
- Darf man Tiere essen?
- Soll man sich für den Klimaschutz engagieren?
- Dürfen Ärzte Sterbehilfe leisten, um schwer kranke Patienten von ihrem Leid zu erlösen?
- Wie geht man mit den sozialen Medien verantwortungsbewusst um?
- Ist man dazu verpflichtet, den Armen dieser Welt mehr zu helfen?
In unserer pluralistisch geprägten Gesellschaft verfolgt der Ethikunterricht keine Erziehung zu einer bestimmten Gesinnung oder Moral. Vielmehr stellt er eine wichtige Lebens- und Orientierungshilfe für die Schülerinnen und Schüler hinsichtlich der Frage nach dem guten Leben und dem Sinn des Lebens dar.
Als Ausgangspunkt für den Ethikunterricht dienen die Überzeugungen, Probleme und Fragen, mit denen die Schülerinnen und Schüler tagtäglich konfrontiert werden. Nicht nur mit diesen setzten sie sich im Ethikunterricht auseinander, sondern auch mit gesellschaftlichen Werten, Normen und Traditionen sowie mit zentralen ethischen Positionen und den verschiedenen Weltreligionen.
Insgesamt möchte der Ethikunterricht die Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler zur ethischen Urteilsbildung und zu ethisch reflektiertem Handeln ausbilden und fördern. Hierzu zählt auch eine tolerante, respektvolle Grundhaltung anderen gegenüber sowie die kritische Prüfung des eigenen Standpunktes. Die zentralen Werte unserer Gesellschaft – Gerechtigkeit, Freiheit und Verantwortung – bilden für die Förderung der ethischen Urteilsbildung im Ethikunterricht eine wichtige Grundlage.
Mit der Förderung der ethischen Urteilsbildung trägt der Ethikunterricht nicht nur zur Persönlichkeitsbildung bei, sondern auch dazu, dass unsere Schülerinnen und Schüler ihr Leben selbstbestimmt und in Verantwortung für sich, ihre Mitmenschen und die Natur gestalten können.
Um sich in andere hineinversetzen zu können, reflektieren, argumentieren und beurteilen zu können, legen wir in Ethik Wert auf die Einübung bestimmter Methoden wie Gedankenexperimente, Dilemma-Diskussionen, Fallanalysen und Rollenspiele. Die Inhalte des Bildungsplans werden zudem in der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler verankert, beispielsweise durch den Einsatz von aktuellen Fallbeispielen, Jugendbüchern, Filmen oder Dokumentationen.